2013-11-26

EX LIBRIS

Louisa Hutton und Peter Cachola Schmal

Am 26. November fand eine weitere Veranstaltung von EX LIBRIS statt, bei der Bücher aus der Bibliothek des Ungers Archiv für Architekturwissenschaft vorgestellt wurden. Es referierte Louisa Hutton, Architektin vom Architekturbüro Sauerbruch Hutton in Berlin und Gastprofessorin an der Universität Harvard. Des weiteren sprach Peter Cachola Schmal, Architekt und Architekturkritiker und Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt. Louisa Hutton sprach über das Buch von Robin Evans, „The Projective Cast. Architecture and ITS Three Geometries", MIT Press, United States 1995. Peter Cachola Schmal stellte das Buch von Behnisch & Partner, „Über das Farbliche", Stuttgart 1993 vor.

Bericht des Internetmagazins koelnarchitektur.de vom 02.12.2013, Autorin: Uta Winterhager

Wie damals: Farbe und Geometrie

Es war wieder einer dieser herrlich analogen Abende, die immer ein wenig aus der Zeit gefallen wirken, doch das ist Programm. Zur Ex-Libris Veranstaltung am 26. November 2013 hatte Sophia Ungers Louisa Hutton und Peter Cachola Schmal zum Forschen, Lesen und Vortragen in die Bibliothek des UAA eingeladen. Der Kontakt mit Louisa Hutton besteht seit der 1996 in der Kölner Galerie Sophia Ungers gezeigten Ausstellung „Houses for Sale“. Mit Peter Cachola Schmal verbindet sie unter anderem die Tatsache, dass er als Direktor des Deutschen Architekturmuseums Hausherr eines Ungersbaus ist.

„The Projective Cast. Architecture and Its Three Geometries“

Wider Erwarten hatte Louisa Hutton nicht „Das Farbliche“ zur ihrem Thema gemacht, sondern „The Projective Cast. Architecture And Its Three Geometries“ von Robin Evans. Erschienen ist das Buch 1995, zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod des Autors. Louisa Hutton kannte Robin Evans aus der gemeinsamen Zeit - er als Tutor, sie als Studentin - an der Londoner AA und die Bewunderung für den Architekten, Forscher und Lehrenden sprach aus der Passion, mit der sie sein Lebenswerk vorstellte. 500 Seiten voller Zeichnungen, seiner eigenen, aber auch unzähliger fremder aus den vergangenen 500 Jahren Architekturgeschichte verknüpft Evans mit seinen analytischen Texten zu einem Werk, dass sich, so Hutton, lese wie ein Abenteuerroman. Denn obschon dieses Buch gerade einmal 18 Jahre alt ist, erscheint es als Relikt einer längst vergangenen Epoche. Einer Zeit, in der die Bilder, Geometrien und Architekturen im Kopf und auf dem Papier entstanden und die Diskussion über die Wahrnehmung eines Raumes Abende und Hörsäle füllen konnte. Auch wenn uns die computergenerierten Bilder Perfektion suggerierten, sollte man sich in seiner Kreativität nicht davon beschränken lassen, warnte Louisa Hutton und forderte im Laufe des Abends mehrmals dazu auf sich den Luxus zu gönnen, sich ausgiebig und konzentriert diesem außergewöhnlichen Buch zu widmen.

„Über das Farbliche/On Colour“

Peter Cachola Schmal reagierte mit einer Provokation auf die Einladung von Sophia Ungers und ließ in der Bibliothek nach dem 1993 erschienen Buch „Über das Farbliche. On Colour“ von Günter Behnisch suchen. Es fand sich nicht und das wäre in einer Bibliothek, die beginnend mit der Erstausgabe von Vitruvs "De Architectura Libri Decem“ von 1495, nahezu alles Architekturrelevante umfasst, eigentlich eine Unmöglichkeit, wenn man nicht wüsste, dass Ungers und Behnisch die beiden unvereinbaren Extrema im Architekturdiskurs ihrer Zeit darstellten. Doch Cachola Schmal wollte nicht nur provozieren, er wollte auch erzählen – und das gelingt mit einem spannungsreichen Einstieg nachweislich gut. Bereits als Student in Darmstadt hatte er Behnisch als Professor kennen und schätzen gelernt und landete nach dem Diplom im Team für den Bonner Bundestag, der mit dem Wissen fertig geplant und gebaut werden musste, dass er nie seine Bestimmung erfüllen würde. In diesem Buch, das neben Texten von Behnisch auch Beiträge von Otl Aicher und Günther Grzimek enthält, geht es nicht nur um das Farbliche, sondern um eine Haltung, die auf freie und antiherrschaftliche Werte setzt, sehr anschaulich illustriert an der gestalterischen und baulichen Umsetzung der Olympischen Spiele in München 1972. Mit 100 Seiten ist der Band recht schmal, da aber Behnisch vergleichsweise wenig veröffentlicht hat, war es Peter Cachola Schmal ein persönliches Anliegen eine Ausgabe davon zu stiften und damit einen Beitrag zur Vervollständigung des UAA zu leisten.


Die Veranstaltung fand statt durch die freundliche Unterstützung von

 

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