2019-12-04

Bibliophilia Oechslin

Architekturtheorie im deutschsprachigen 
Kulturraum 1486–1648


In der Reihe Bibliophilia stellt das UAA Ungers Archiv für Architekturwissenschaft bibliophile Neuerscheinungen aus den Bereichen Architektur, Kunst und Design vor.

Am 4. Dezember war der Schweizer Kunst- und Architekturwissenschaftler Werner Oechslin zu Gast in der Belvederestraße. Gemeinsam mit Tobias Büchi und Martin Pozsgai hat Oechslin den umfassenden und reich illustrierten Quellenkatalog "Architekturtheorie im deutschsprachigen Kulturraum 1486–1648" verfasst. Der 2018 im Colmena Verlag erschienene Band ist das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungsarbeit. Nach einer einführenden Vorstellung der Publikation diskutierten der Architekt Hans Kollhoff und der Architekturhistoriker Norbert Nußbaum im Gespräch mit Werner Oechslin Aspekte der Architekturtheorie des 15. bis 17. Jahrhunderts.
Die Bibliophilie, das Sammeln seltener und historisch wertvoller Bücher, verbindet die berühmte Bibliothek Werner Oechslin im schweizerischen Einsiedeln und die herausragende Sammlung architekturhistorischer und architekturtheoretischer Schriften von Oswald Mathias und Liselotte Ungers. Beide Bibliotheksstiftungen verstehen sich dabei als Orte eines lebendigen geistigen Austauschs, wobei Ungers aus seiner Profession heraus die Verbindung von Wissenschaft und Praxis ein wichtiges Anliegen war, während die Bibliothek Werner Oechslin ein besonderes Augenmerk auf die Geisteswissenschaften lenkt.
Mit dem großformatigen Band "Architekturtheorie im deutschsprachigen Kulturraum 1486–1648" hat Werner Oechslin im vergangenen Jahr gemeinsam mit Tobias Büchi und Martin Pozsgai das beeindruckende Ergebnis jahrzehntelanger Forschung an seiner Bibliothek vorgelegt, in der die Mehrzahl der behandelten Quellen im Original vorhanden ist. Auf fast 800 Seiten werden 442 gedruckte Quellen aus der Frühen Neuzeit erschlossen, wodurch eine große Forschungslücke gefüllt werden kann. Ziel der Autoren ist eine erschöpfende Darstellung der architekturtheoretischen Literatur seit der Erfindung des Buchdrucks und bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Erst knapp ein Jahrhundert nach Gutenberg entfaltet sich eine rege architekturtheoretische Publizistik. Besondere Merkmale im deutschsprachigen Raum sind der hohe Praxisbezug, der sich in reichen Illustrationen niederschlägt, sowie eine besondere Affinität zur Mathematik.

Werner Oechslin (*1944 in Einsiedeln), ist emeritierter ETH-Professor für Kunst- und Architekturgeschichte sowie Gründer und Leiter der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln. Nach einem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie und Mathematik an der Universität und der ETH Zürich lehrte er u.a. am Massachusetts Institute of Technology, an der Freien Universität Berlin sowie an der Harvard University. Von 1986 bis 2006 war er Vorsteher des von ihm neu aufgebauten Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich. 2007 erhielt er den Innerschweizer Kulturpreis, 2011 Ehrendoktorate der Universität Amsterdam, der Universität der italienischen Schweiz und der Technischen Universität München.

Hans Kollhoff (*1946) hat Architektur an der Universität Karlsruhe und an der Technischen Universität Wien studiert. Nach seinem Diplom war er Assistent bei Oswald Mathias Ungers an der Cornell University (Ithaca, NY). 1978 gründete Kollhoff ein eigenes Büro in Berlin, das er lange Jahre in Partnerschaft mit der Architektin Helga Timmermann führte. Von 1990 bis 2012 war er Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich. Gastprofessuren führten ihn in die USA, nach Berlin und Dortmund. Zu den bekanntesten Gebäuden des Architekten zählen der sog. Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz in Berlin oder das Wohnhochhaus Main-Plaza in Frankfurt am Main.

Norbert Nußbaum (*1953) hat Geschichte, Kunstgeschichte und lateinische Philologie studiert und wurde 1982 an der Universität zu Köln im Fach Kunstgeschichte promoviert. Anschließend war er bis 1996 am Rheinischen Amt für Denkmalpflege tätig, wo er 1986 die Leitung des Referates für Bauforschung übernahm. Nach Lehraufträgen an der Universität zu Köln ab 1984 wurde er 1996 auf den Lehrstuhl für Baugeschichte an der Universität Dortmund berufen. Von 2001 bis 2019 stand er der Abteilung Architekturgeschichte am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln vor.

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